Dropshipping Risiken: Vermeide den Verkauf dieser Produkte
Risiken beim Dropshipping: Was du beim Import aus China beachten musst
In dem YouTube-Video „Dieses Produkt nicht kaufen“ haben wir bereits vor bestimmten Produkten und Fallen gewarnt. In diesem Artikel wollen wir noch tiefer gehen und Online-Shop-Betreibern, die Dropshipping betreiben oder Produkte aus China importieren, zusätzlichen Mehrwert bieten. Du erfährst alles über typische Risiken, rechtliche Fallstricke und wie du dein Geschäft absicherst – inklusive praktischer Tipps, Beispielen und Hinweise auf kostenlose Beratungsmöglichkeiten.
Typische Risiken beim Produktimport aus China
Der Direktimport von Produkten aus China oder das klassische Dropshipping-Modell bieten zwar geringe Einstiegshürden, bergen aber eine Reihe typischer Risiken. Als Importeur trägst du in der EU die volle Verantwortung dafür, dass die Produkte rechtskonform und sicher sind. Das bedeutet konkret: Nicht der Hersteller in China, sondern du haftest, wenn etwas nicht den Vorgaben entspricht. Nachfolgend die größten Fallstricke im Überblick:
Rechtliche Fallstricke (Marken-, Design- und Patentverletzungen): Viele Trendprodukte aus Fernost ahmen bekannte Marken oder Designs nach. Wer unwissentlich (oder vorsätzlich) geschützte Markenlogos oder Designkopien verkauft, riskiert teure Abmahnungen, Unterlassungsklagen und Schadensersatzforderungen. Gerade Dropshipper sind hier gefährdet, da sie Ware oft nie selbst in der Hand halten und Lieferantenangaben vertrauen. Doch Unwissenheit schützt nicht vor Strafe: Nach deutschem Recht haftet der Händler für alle Produkte, die er in den Verkehr bringt – egal ob er sie selbst hergestellt hat oder nicht. Eine Abmahnung kann schnell tausende Euro kosten und im schlimmsten Fall die Einstellung deines Shops erzwingen.
Gefälschte oder unzureichende Zertifikate: Technische Produkte (v.a. Elektronik, Spielzeug, Geräte mit Akku usw.) müssen EU-Normen entsprechen und korrekt zertifiziert sein. Chinesische Hersteller legen zwar oft Zertifikate bei, doch nicht selten sind diese für andere Märkte gedacht (z.B. nur FCC für USA) oder sogar gefälscht. Ein „CE“-Logo allein reicht nicht – es muss echt sein und auf einer EU-Konformitätserklärung basieren. Wenn wichtige Zertifikate fehlen oder gefälscht sind, drohen Rücksendung oder Vernichtung der Ware beim Zoll, Bußgelder, Produkthaftungsfälle und Abmahnungen. Auch gefährliche Inhaltsstoffe (z.B. in Elektronik, Spielzeug, Kosmetik) stellen ein Risiko dar. Importierst du „blind“ ohne Prüfnachweise, spielst du mit deinem Geschäft Russisch-Roulette.
Fehlerhafte Deklarationen und Dokumentation: Jedes Produkt muss den hiesigen Vorschriften entsprechend richtig deklariert und gekennzeichnet sein. Dazu zählen z.B. korrekte Angaben zum Hersteller/Importeur (Name, Adresse in der EU), richtige Produktbezeichnung und ggf. Warnhinweise, Anleitung in deutscher Sprache und Pflichtangaben auf Verpackung/Etikett (etwa Inhaltsstoffe, Herkunftsland). Fehlen solche Angaben oder sind sie falsch, verstößt das Produkt gegen das Produktsicherheitsgesetz – Wettbewerber oder Verbraucherverbände können dich abmahnen, und die Behörden können den Verkauf untersagen. Ein häufiges Beispiel ist die fehlende deutsche Bedienungsanleitung (dazu später mehr): Diese allein stellt bereits einen Wettbewerbsverstoß dar. Auch falsche Zolltarifangaben oder unvollständige Importpapiere können beim Grenzübertritt Probleme bereiten.
Produktqualität und Sicherheit: Neben den formalen Anforderungen besteht natürlich das Risiko, dass billige Importprodukte qualitativ mangelhaft oder unsicher sind. Beispielsweise können minderwertige Elektronikartikel Brandgefahr darstellen oder Spielzeuge gesundheitsschädliche Stoffe enthalten. Tritt ein Schaden beim Kunden ein (etwa ein Gerät explodiert und verursacht einen Brand), haftest in der Regel du als Inverkehrbringer für Produktschäden. Es ist deshalb essenziell, sich von der Qualität und Sicherheit der Ware zu überzeugen (z.B. durch Mustertests, Zertifikate, Prüfsiegel) – und im Zweifel auf Produkte zu verzichten, die in Tests durchfallen. Dein Ruf und rechtliches Risiko stehen auf dem Spiel.
Tipp: Falls dir das alles zunächst überwältigend erscheint, keine Sorge – es gibt Unterstützung. Wenn du dir unsicher bist bei Zertifikaten, Produktkonformität oder rechtlichen Fragen, kannst du gerne unverbindlich mit uns sprechen. Unser Team bietet kostenlose Erstgespräche an, um deine Situation einzuschätzen und Empfehlungen zu geben. So vermeidest du teure Fehler, bevor sie passieren.
Im Folgenden steigen wir tiefer in die wichtigsten Themen ein: Wie erkennst du geschützte Designs? Wie stellst du eine CE-Konformität sicher? Was verlangt die EU an Doku und Anleitungen? Und warum sind Medizinprodukte ein rotes Tuch? Mit diesem Wissen kannst du Risiken minimieren und dein Geschäftsmodell nachhaltig aufstellen.
Geschützte Designs und Marken prüfen – Abmahnfallen vermeiden
Plagiate und Designkopien gehören zu den größten Stolpersteinen beim Import. Was auf Alibaba oder AliExpress als „trendiges Produkt“ angepriesen wird, ist möglicherweise eine Kopie eines geschützten Designs oder einer Marke. Schon die optische Ähnlichkeit zu einem bekannten Produkt kann ausreichen, um den Zorn des Rechteinhabers auf sich zu ziehen. Die Folge: teure Abmahnungen, einstweilige Verfügungen und Rechtsstreitigkeiten, die für kleine Händler existenzbedrohend sein können.
Wie erkennst du nun, ob ein Design geschützt ist oder ein Produkt fremde Markenrechte verletzt? Ein paar Hinweise und Maßnahmen:
Recherche in offiziellen Registern
Bevor du ein Produkt ins Sortiment nimmst, solltest du unbedingt nach bestehenden Schutzrechten suchen. Das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) bietet kostenlose Online-Datenbanken: Im DPMA-Register kannst du nach eingetragenen Designs und Marken suchen. Auch die EUIPO-Datenbanken (für EU-Marken und -Designs) sowie die WIPO Global Brand/Design Database sind wertvolle Quellen. Suche nach Namen, Bildern oder bestimmten Stichwörtern, die das Produkt beschreiben. Achte darauf, ob es eingetragene Geschmacksmuster (Designpatente) gibt, die deinem Produkt ähneln, oder Marken, unter denen ähnliche Produkte laufen. Diese Recherche ist zwar aufwendig, aber sie kann dich vor bösen Überraschungen bewahren. Offizielle Stellen prüfen bei einer Designanmeldung nämlich nicht automatisch, ob es das Design schon gibt – das stellt sich oft erst im Streitfall heraus. Daher: Lieber vorher prüfen als hinterher vor Gericht landen.
Lieferanten befragen und Hinweise ernst nehmen
Scheue dich nicht, deinen Hersteller oder Lieferanten direkt zu fragen, ob das Produkt ein Originaldesign ist oder an etwas „angelehnt“ ist. Manchmal erhält man bereits ausweichende Antworten oder Hinweise darauf, dass ähnliche Produkte schon Abmahnungen provoziert haben. In der Praxis kommt es vor, dass deutsche Händler, die selbst abgemahnt wurden, andere Nachahmer ebenfalls abmahnen, um ihre Marktposition zu schützen. Gerüchte in Foren oder Facebook-Gruppen von Seller-Communities können wertvolle Hinweise liefern („Produkt XY hat Abmahnungen von Marke Z bekommen“). Wenn du von solchen Fällen hörst, nimm sie ernst und biet keine Angriffsfläche.
Augen auf bei verdächtiger Ähnlichkeit
Dein Bauchgefühl ist wichtig. Wenn ein China-Produkt dem Original eines bekannten Markenherstellers zum Verwechseln ähnlich sieht, ist das eine große rote Flagge. Beispiele sind etwa Gadgets, die aussehen wie die neueste Apple-Errungenschaft oder Sneaker im Stil eines Nike-Designs. Egal, wie verlockend der Verkaufserfolg scheint – solche Produkte sind rechtlich hochriskant. Eine realistische Gefahr: Der Markeninhaber erfährt davon und erwirkt umgehend eine einstweilige Verfügung gegen dich. Ein Praxisbeispiel: Ein Dropshipper bot trendige Kopfhörer an, die vom Design her einem namhaften Hersteller sehr ähnlich sahen. Der Markeninhaber schritt ein – Ergebnis war eine Unterlassungsverfügung und Verkaufsstopp. Auch der Verkauf von „billigen Markenprodukten“ (etwa Nike-Schuhe) aus inoffiziellen Quellen endet fast immer böse – meist sind es Fälschungen, die Markenfirma mahnt ab, du zahlst Schadensersatz und darfst die Ware vernichten.
Juristische Einschätzung einholen
Oft lässt sich für einen Laien kaum mit Gewissheit sagen, ob ein bestimmtes Design als Plagiat gewertet wird. Die Grenzen sind fließend – letztlich entscheidet im Streitfall ein Gericht oder zumindest ein spezialisierter Anwalt, ob die „Gesamterscheinung“ eines Produkts einen geschützten Designcharakter kopiert. Wenn du also ein Produkt hast, das an ein bekanntes Design erinnert, lohnt es sich, vorher einen Anwalt für Marken- und Designrecht zu konsultieren. Eine einstündige Beratung ist günstiger als eine Abmahnung über €5.000+. Anwälte können auch professionelle Design- und Markenrecherchen durchführen und beurteilen, wie hoch das Risiko einer Verwechslung ist. Diese juristische Vorsorge zahlt sich aus, insbesondere wenn du planst, größere Stückzahlen zu importieren oder viel Geld ins Marketing zu stecken.
Keine Marken in Titel/Beschreibung verwenden
Ein häufiger Fehler ist, in Produktbeschreibungen mit fremden Markennamen zu werben, z.B. „Passend für GoPro“ oder „ähnlich wie Thermomix“. Solche Nennungen können bereits Markenrechte verletzen, wenn keine Erlaubnis vorliegt. Verwende fremde Markennamen nur, wenn es unbedingt nötig und rechtlich zulässig (z.B. als vergleichender Hinweis) ist – im Zweifel gar nicht. Gleiches gilt für geschützte Begriffe, Logos auf Produktfotos etc. Auch Produktfotos aus dem Internet darfst du nicht einfach übernehmen, da diese urheberrechtlich geschützt sind. Alles, was nicht 100% dein eigenes Material ist, birgt Risiken.
Zusammengefasst: Mach deine Hausaufgaben, bevor du ein Produkt listest. Eine gründliche Marken- und Designrecherche im Vorfeld kann dich vor teuren Unterlassungsklagen schützen. Die Investition an Zeit (oder Geld für Anwaltshilfe) lohnt sich, um langfristig ruhig schlafen zu können. Dropshipping und Eigenmarken-Import können erfolgreich sein, aber nur, wenn man IP-Rechte respektiert und bewusst Produkte wählt, die nicht „zu heiß“ sind.
Falls du bezüglich eines konkreten Produkts unsicher bist (z.B. ob es ein geschütztes Design kopiert), kannst du auch hier ein unverbindliches Beratungsgespräch mit uns vereinbaren. Wir helfen dir einzuschätzen, ob du dich auf gefährlichem Terrain bewegst, und zeigen ggf. Alternativen auf.
CE-Kennzeichnung und Zertifikate – Produktsicherheit hat oberste Priorität
Neben dem Thema Markenrecht ist die Produktsicherheit und gesetzliche Konformität der nächste große Prüfstein. In Europa dürfen nur Produkte verkauft werden, die den geltenden Richtlinien entsprechen – und das symbolisiert in vielen Fällen die CE-Kennzeichnung. Gerade elektronische Geräte, Maschinen, Spielzeug, medizinische und viele weitere Produkte müssen ein CE-Zeichen tragen, um legal in der EU in Verkehr gebracht zu werden. Doch Vorsicht: Das CE-Zeichen ist kein Qualitätssiegel, sondern eine Selbsterklärung des Herstellers, mit der dieser bestätigt, alle EU-Vorschriften einzuhalten. Als Importeur trittst faktisch an die Stelle des Herstellers – du musst also gewährleisten können, dass das Produkt alle Anforderungen erfüllt.
Worauf solltest du beim Thema Zertifikate und Kennzeichnungen besonders achten?
Benötigte Zertifikate ermitteln
Finde zunächst heraus, welche Zertifizierungen/Nachweise für dein Produkt vorgeschrieben sind. Das hängt von der Produktkategorie ab. Beispiele: Elektrogeräte brauchen meist CE (EMV, Niederspannungsrichtlinie etc.) sowie einen RoHS-Nachweis für Schadstofffreiheit. Spielzeug erfordert CE nach Spielzeugrichtlinie und Prüfung nach EN 71. Für manche Geräte gelten spezielle EN-Normen, etwa für Haushaltsgeräte (EN 60335). Textilien wiederum brauchen kein CE, unterliegen aber der Reach-Verordnung (Chemikalien). Medizinprodukte fallen unter die MDR (dazu später mehr) und benötigen ebenfalls CE plus ggf. Prüfstellen-Beteiligung. Kurz: Informiere dich über die einschlägigen Richtlinien und Normen für dein Produkt. Eine Übersicht bieten z.B. IHK-Merkblätter oder spezialisierte Ratgeber.
CE-Konformität sicherstellen
Wenn CE Pflicht ist, musst du veranlassen, dass das Produkt alle dafür nötigen Tests und Nachweise hat. Im Idealfall liefert dein Hersteller geprüfte Ware mit den entsprechenden Zertifikaten (z.B. Prüfberichte vom TÜV, SGS o.ä.). Verlass dich aber nicht blind auf Herstellerangaben – viele Produzenten fokussieren auf andere Weltmärkte und haben keine aktuellen EU-Zertifikate, selbst wenn sie ein CE-Logo aufdrucken. Es kommt vor, dass chinesische Lieferanten Dokumente vorlegen, die nicht für die EU gedacht sind (z.B. FCC oder UL-Zertifikate für USA, die hier wertlos sind). Als Indiz für mangelnde EU-Konformität gilt auch, wenn nur solche „fremden“ Zertifikate vorhanden sind. Bestehe daher auf EU-relevanten Nachweisen (z.B. Prüfberichte nach EN-Normen).
Vorsicht vor Fake-Zertifikaten
Leider kursieren im Importgeschäft auch gefälschte Zertifikate. Typische Warnzeichen: Ein angebliches „CE-Zertifikat“ stammt von keiner benannten Stelle (Prüfinstitut) oder die angegebene Stelle existiert gar nicht. Das Dokument ist vielleicht unscharf, ohne Kontaktadresse, ohne eindeutige Reportnummer. Manche Hersteller verwenden auch ein ähnliches Logo („China Export“) statt echter CE-Kennzeichnung, bei dem die Buchstaben näher beieinander stehen. Wie erkennt man Fakes? Fordere immer das vollständige Prüfzertifikat als PDF mit Kontaktdaten an, nicht nur ein Logo. Googlere die Nummer der Prüfstelle (z.B. „NB 0197“), um zu sehen, ob es diese in der EU gibt. Im Zweifel frag direkt bei bekannten Prüfstellen (TÜV, SGS, Intertek usw.) nach, ob das Zertifikat echt ist. Diese due diligence kostet etwas Zeit, bewahrt dich aber vor dem Import schein-zertifizierter Ware, die später vom Zoll gestoppt wird.
Importeur = Hersteller in den Augen des Gesetzes
Ein ganz wichtiger Punkt: Wenn du Ware aus China importierst, giltst du rechtlich als Hersteller im Sinne des EU-Produktrechts. Das heißt, du musst alle Pflichten erfüllen wie ein Hersteller – u.a. sämtliche technischen Unterlagen und Nachweise bereitstellen können und stehst voll in der Haftung. Sollte also eine Behörde oder ein Geschädigter Nachweise verlangen oder es kommt zu einem Unfall mit deinem Produkt, bist du in der Verantwortung. Das sollte jedem Importeur bewusst sein: Du „übernimmst“ mit dem Import die Produkthaftung und Konformitätssicherung. Deshalb: Zertifikate nicht als lästige Bürokratie sehen, sondern als Grundvoraussetzung, dein Geschäft legal und sicher zu betreiben. Fehlt ein Nachweis, drohen im Ernstfall Rückrufe, Vertriebsverbote, Bußgelder oder Schlimmeres.
Praxis-Tipp – prüfen, prüfen, prüfen
Frage beim Lieferanten vor Bestellung nach allen relevanten Zertifikaten (CE, RoHS, EN-Normen etc.). Verlange die zugehörigen Testberichte – nicht nur bunte Siegel-Bildchen. Arbeite ggf. mit einer Checkliste für Zertifikate, damit du nichts vergisst. Bei teureren Importen ziehe in Betracht, eine Pre-Shipment-Inspection oder Dokumentenprüfung durch Dienstleister durchführen zu lassen. Und ganz wichtig: Dokumentiere alle Kommunikation mit dem Hersteller über Qualitäts- und Konformitätsthemen (E-Mails, Chat-Protokolle). So kannst du im Zweifel nachweisen, dass du deine Sorgfaltspflicht wahrgenommen hast.
Wenn du all diese Punkte beachtest, reduzierst du das Risiko erheblich, dass dir unsichere oder nicht zugelassene Produkte ins Sortiment rutschen. Du zeigst damit auch, dass du ein verantwortungsbewusster Händler bist – was letztlich auch ein Wettbewerbsvorteil gegenüber weniger sorgfältigen Konkurrenten sein kann.
Technische Dokumentation und Konformitätserklärung – deine „Beweispflicht“
Die Arbeit hört bei ein paar Zertifikaten noch nicht auf. Für jedes regulierte Produkt musst du eine technische Dokumentation erstellen und bereithalten, die im Ernstfall den Behörden vorgelegt werden kann. Dazu gehört insbesondere die EU-Konformitätserklärung (Declaration of Conformity, DoC), in der formal bestätigt wird, dass das Produkt den einschlägigen Richtlinien entspricht.
Was umfasst die technische Dokumentation? Je nach Produkt recht viel: Alle relevanten Prüfberichte, Testergebnisse, Berechnungen oder Risikoanalysen, eine Beschreibung des Produkts, Schaltpläne/Zeichnungen, verwendete Normenlisten und so weiter. Die EU-Vorschriften (z.B. die CE-Richtlinien) definieren meist genau, was die Doku enthalten muss. Diese Unterlagen müssen in einer Amtssprache der EU verfügbar sein und mindestens 10 Jahre aufbewahrt werden. Im Klartext: Wenn in drei Jahren die Marktüberwachungsbehörde bei dir anklopft und die Unterlagen sehen will, musst du sie vorzeigen können – sonst gilt das Produkt als nicht konform.
Ein zentrales Element ist die Konformitätserklärung. Dieses Dokument (meist 1-2 Seiten) listet auf: Hersteller/Importeur, Produktbezeichnung, angewandte Richtlinien und Normen, gegebenenfalls die Nummer einer benannten Prüfstelle, und es wird vom Verantwortlichen unterschrieben. Bei Importware ohne bekannten EU-Hersteller musst du als Importeur die Konformitätserklärung ausstellen und unterschreiben. Das solltest du bereits vor dem ersten Verkauf tun und natürlich nur, wenn alle erforderlichen Tests absolviert und Zertifikate vorliegen. Die Konformitätserklärung muss auf Verlangen Behörden und teilweise auch Vertriebspartnern vorgelegt werden – sie ist quasi dein "Nachweiszettel", dass du ordnungsgemäß gehandelt hast.
Wichtig: Du kannst die DoC durchaus selbst erstellen (Formularvorlagen gibt es online), aber du musst genau wissen, welche Richtlinien und Normen zutreffen, sonst ist das Papier wertlos. Im Zweifelsfall ziehe einen Produktsicherheits-Experten hinzu, der dir hilft, die Dokumentation korrekt aufzusetzen. Es gibt Dienstleister und Berater, die darauf spezialisiert sind – eine Investition hier kann dich vor groben Schnitzern bewahren. Denn eine falsche oder fehlende Konformitätserklärung kann als formeller Mangel gewertet werden, der zu Verkaufsverboten führen kann. Die Behörden sehen so etwas gar nicht gern.
Weiterhin gehört zur Dokumentation oft ein technisches Datenblatt. Große Online-Marktplätze (Amazon & Co.) fordern für viele Elektronikartikel solch ein Datenblatt, das technische Spezifikationen, Modellnummern, Leistungsaufnahmen usw. enthält – oft als PDF-Download für den Kunden verfügbar. Auch wenn du auf deinem eigenen Shop verkaufst, solltest du so ein Datenblatt bereithalten. Es macht einen professionellen Eindruck und kann gleichzeitig Nachweisdokument sein.
Nicht zuletzt musst du als Händler dafür sorgen, dass eine eventuelle Seriennummern- oder Chargenkennzeichnung vorhanden ist (bei Elektronik oft in Form des Herstellerlabels mit Modellnr. und CE-Zeichen) und dass du einen EU-Kontakt (Hersteller/Importeur-Adresse) auf dem Produkt oder der Verpackung angibst. Seit dem 2024 in Kraft getretenen Market Surveillance Regulation (EU) 2019/1020 ist es Pflicht, dass Verbraucher auf dem Produkt oder der Verpackung sehen können, wer in der EU verantwortlich ist (Name und Kontaktadresse). Achte also darauf, dass entweder der Hersteller einen EU-Bevollmächtigten nennt oder du als Importeur mit Name und Adresse auf dem Etikett stehst.
Fazit zu diesem Punkt: Dokumentationspflichten mögen trocken klingen, aber sie sind die Versicherung, die du in der Schublade hast, falls etwas passiert. Hast du alle Unterlagen parat und sauber erstellt, kann dir im Fall einer Kontrolle oder eines Schadens niemand so leicht etwas anhaben – du erfüllst deine Pflichten. Wenn nicht, stehst du schlecht da: Ohne technische Doku droht im Ernstfall ein Vertriebsverbot, Rückruf oder sogar Haftung für Schäden. Also nimm dir die Zeit, deine Produktakten in Ordnung zu halten.
Deutsche Bedienungsanleitung – kein lästiges Detail, sondern Pflicht!
Viele Händler übersehen es anfangs: Zu jedem technischen Produkt, das in der EU verkauft wird, gehört eine Bedienungsanleitung in der offiziellen Landessprache, also in Deutschland auf Deutsch. Dies ist keine freiwillige Serviceleistung, sondern gesetzliche Pflicht gemäß §3 ProdSG (Produktsicherheitsgesetz). Gerade Elektrogeräte, Haushaltswaren, Spielzeuge, Maschinen usw. müssen eine deutschsprachige Gebrauchsanleitung beilegen, sofern für sicheren Betrieb oder Gebrauch bestimmte Regeln zu beachten sind.
Warum ist das so wichtig? Zum einen natürlich aus Verbraucherschutzgründen: Der Kunde soll ein Produkt sicher verwenden können, ohne technische Englischkenntnisse oder Trial-and-Error. Zum anderen ist es aber auch ein Wettbewerbsfaktor: Verkauft jemand ein Produkt ohne deutsche Anleitung, verschafft er sich unlautere Vorteile gegenüber Mitbewerbern, die Kosten für Übersetzungen tragen – so die Argumentation vor Gericht. Tatsächlich hat das Landgericht Essen 2020 entschieden, dass ein Onlinehändler abgemahnt und zur Unterlassung verurteilt wurde, weil er einen Gaswarner ohne deutschsprachige Anleitung verkauft hatte. Der Richter sah darin einen Wettbewerbsverstoß und drohte ein Ordnungsgeld bis zu 250.000 € an, falls der Händler weiter ohne Anleitung verkauft. Spätestens dieses Urteil hat gezeigt: Fehlende deutsche Anleitung kann teuer werden, selbst wenn noch keine Behörde eingeschritten ist.
Neben Mitbewerbern können natürlich auch Kunden oder Verbraucherorganisationen das Fehlen einer Anleitung monieren. Ein verärgerter Kunde – vielleicht, weil er das Gerät nicht versteht oder sich unsicher fühlt – könnte sich bei der Marktüberwachungsbehörde beschweren. Und wir wissen aus der Praxis: Die Behörden reagieren auf solche Hinweise. Die Marktaufsicht kann den Verkauf stoppen, dich zur Nachbesserung zwingen oder Bußgelder verhängen, wenn grundlegende Anforderungen wie die Anleitung nicht erfüllt sind. In einem Beispiel der Bundesnetzagentur wurde ein Importeur angehört, weil bei einer Powerbank in Teddybär-Form die deutsche Anleitung fehlte – die Firma existierte aber nicht mehr, sodass keine Maßnahmen greifen konnten (auch ein bezeichnendes Beispiel für kurzlebige Dropshipping-„Brands“). Verlass dich also nicht darauf, unerkannt davonzukommen.
Die Lösung ist einfach: Stelle sicher, dass du für jedes relevantes Produkt eine deutschsprachige Bedienungsanleitung hast. Wenn der Hersteller keine mitliefert, musst du selbst aktiv werden. Das muss kein Hexenwerk sein: Du kannst die englische Manual vom Hersteller übersetzen lassen (professionell oder mit Hilfe moderner KI-Übersetzer plus Lektorat). Es gibt Dienstleister, die Bedienungsanleitungen für wenig Geld übersetzen. Oft reden wir von Beträgen im zweistelligen bis niedrigen dreistelligen Eurobereich – ein Klacks im Vergleich zu möglichen Rechtskosten. Wichtig ist, dass die Anleitung alle sicherheitsrelevanten Hinweise enthält, die das Produkt erfordert (hier hilft ein Blick in Normen oder der Originalhersteller kann Input liefern). Investiere diese Mühe unbedingt, bevor du das Produkt verkaufst.
Zwei zusätzliche Tipps:
Lege die Anleitung dem Produkt in gedruckter Form bei, wenn möglich. Manche Händler versuchen, nur per PDF-Download zu liefern – das kann im Streitfall als unzureichend angesehen werden (in dem Urteil meinte der Händler, eine Anleitung sei nicht nötig bzw. ein per E-Mail versandter Link reiche aus – das Gericht sah das anders).
Aktualisiere die Anleitung, falls sich am Produkt etwas ändert oder du feststellst, dass Kunden an bestimmten Punkten scheitern. Eine gute, leicht verständliche Anleitung ist übrigens auch aus Marketing-Sicht positiv: Sie verringert Nachfragen im Kundensupport und senkt die Retourenquote, weil Kunden das Produkt korrekt bedienen können.
Merke: Eine fehlende oder falsche Anleitung mag banal wirken, aber sie ist eine Steilvorlage für Abmahner. Es gibt sogar Abmahnkanzleien, die gezielt Online-Shops danach durchforsten, ob z.B. bei elektronischen Angeboten die deutsche Anleitung erwähnt wird. Also nimm dieses To-do gleich zu Beginn vom Tisch – es schützt dich und hilft deinen Kunden.
Marktüberwachungsbehörden: Was passiert bei Verstößen?
Wir haben sie schon ein paar Mal erwähnt: die Marktüberwachungsbehörden. Doch was genau tun diese und was kann passieren, wenn dein Produkt „auffällt“? Hier ein kurzer Überblick:
Marktüberwachung (Market Surveillance) bezeichnet die staatlichen Stellen, die dafür zuständig sind, die Einhaltung der Produktvorschriften zu kontrollieren. In Deutschland gibt es je nach Produktbereich verschiedene Behörden: Für Elektronik und Funk z.B. die Bundesnetzagentur, für Lebensmittel Überwachungsämter, für Medizinprodukte Regierungspräsidien usw. Diese Behörden führen Stichprobenkontrollen, Produktprüfungen und Nachforschungen durch. Hinweise erhalten sie durch Meldungen von Verbrauchern, Wettbewerbern, Zollbehörden oder eigene Recherchen.
Trifft es dein Produkt, bekommst du Post: Meist ein Schreiben, in dem um Stellungnahme gebeten wird oder gleich bestimmte Unterlagen angefordert werden (z.B. Konformitätserklärung, Prüfberichte). In anderen Fällen informiert dich der Zoll, dass Ware festgehalten wird, bis Nachweise erbracht sind.
Die möglichen Konsequenzen hängen vom Schweregrad des Verstoßes ab:
Bei rein formellen Mängeln (z.B. fehlende deutsche Anleitung, falsche Kennzeichnung) fordern die Behörden in der Regel zur Nachbesserung auf. Du bekommst Gelegenheit, den Mangel zu beheben (z.B. Anleitung nachreichen, Etikett korrigieren). Wichtig: Nimm so eine Aufforderung ernst und reagiere fristgerecht, dann bleibt es meist folgenlos außer ggf. einer Gebühr.
Bei ernsteren Mängeln oder Gefahren (z.B. elektrische Unsicherheit, Brandgefahr, schädliche Inhaltsstoffe) können die Behörden den Verkauf sofort untersagen und anordnen, dass alle bereits verkauften Geräte zurückgerufen werden müssen. Die Kosten solcher Aktionen trägst natürlich du als Verantwortlicher. Das ist schon ein GAU-Szenario, weil es deinen Umsatzstrom abrupt stoppt und hohe Logistikkosten verursachen kann.
Bei akuter Gefahr für Gesundheit oder Leben ziehen die Behörden alle Register: Vertriebsverbot, Produktrückruf und ggf. Vernichtung der Produkte. Stell dir z.B. vor, ein von dir verkauftes Gerät hat einen Fabrikationsfehler, der Stromschläge verursachen kann – hier verstehen die Aufseher keinen Spaß.
Bußgelder und Strafen: Wenn man dir vorsätzliches oder grob fahrlässiges Handeln nachweist, können Bußgelder bis zu 100.000 € verhängt werden. Das ist z.B. denkbar, wenn du trotz besseres Wissens unsichere Produkte verkauft hast oder Aufforderungen ignorierst. Im extremen Wiederholungsfall oder bei Betrugsabsicht wären sogar strafrechtliche Konsequenzen möglich, aber das ist bei normalen Shopbetreibern selten – niemand will hier Panik machen, nur sensibilisieren.
Zollmaßnahmen: Die Zollbehörden arbeiten eng mit der Marktüberwachung zusammen. Finden Zollbeamte bei der Einfuhr z.B. kein CE-Zeichen wo nötig oder entdecken offensichtliche Fälschungen, können sie die Waren beschlagnahmen und vernichten oder dem Absender zurückschicken. Als Importeur hast du dann das Nachsehen – Ware weg, Geld weg. Daher wieder der Hinweis: Bereits bei der Einfuhr alle Vorgaben erfüllen, damit der Zoll keinen Grund hat einzugreifen.
Zusammengefasst: Die Marktüberwachung ist der „Produktsicherheits-Polizist“ im Hintergrund. Wenn du deine Hausaufgaben machst, wirst du mit ihr vermutlich nie aktiv zu tun haben. Kommt es doch zu einem Kontakt, ist professionelle und kooperative Kommunikation wichtig. Leg sofort alle geforderten Unterlagen vor, hole dir bei Bedarf rechtlichen Rat – dann lässt sich vieles klären. Was du unbedingt vermeiden willst, ist, dass die Behörde den Eindruck gewinnt, dein Geschäft sei ein Wilden Westen. Dann nämlich schauen sie umso genauer hin, auch bei deinen anderen Produkten.
Noch ein praktischer Rat: Viele Behörden bieten an, dass man sich bei Fragen an sie wenden kann (die BNetzA z.B. hat eine Beratungshotline). Zögere nicht, im Zweifel auch mal vorab dort neutral anzufragen, wie etwas auszulegen ist. Das zeigt im Ernstfall auch, dass du um Konformität bemüht warst.
Medizinprodukte – warum diese Kategorie besonders riskant ist
Kommen wir zum heikelsten Produktbereich für Online-Händler: Medizinprodukte. Damit sind nicht nur Medikamente gemeint (die sind sowieso Apothekensache), sondern alle Produkte, die einen medizinischen Zweck erfüllen sollen – von Fieberthermometern, Blutdruckmessgeräten, Massagepistolen mit Heilversprechen, bis hin zu Hygieneartikeln mit medizinischer Zweckbestimmung. Der Reiz liegt auf der Hand: Manche dieser Produkte versprechen hohe Margen und große Nachfrage, gerade in Zeiten eines gesundheitsbewussten Trends. Doch Vorsicht: Medizinprodukte unterliegen in Europa der strengen Medical Device Regulation (MDR), und als Händler in diesem Bereich begibst du dich in ein Dickicht an Vorschriften und Haftungsrisiken.
Warum sind Medizinprodukte so aufwendig?
Extrem strenge Zulassungsvorschriften
Die MDR hat die Anforderungen an Medizinprodukte massiv verschärft. Jedes Medizinprodukt muss in eine Risikoklasse eingestuft werden (I, IIa, IIb, III). Ab Klasse IIa ist zwingend eine Benannte Stelle (z.B. TÜV, Dekra) in den Konformitätsbewertungsprozess einzubeziehen. Das bedeutet: es reicht nicht, selbst eine CE-Erklärung abzugeben – du brauchst ein Audit und Zertifikat von einem offiziell anerkannten Prüfinstitut. Das ist mit hohem Zeit- und Kostenaufwand verbunden. Selbst für scheinbar simple Produkte können 6–12 Monate Vorlauf und hohe fünfstellige oder gar sechsstellige Euro-Beträge an Test- und Zertifizierungskosten anfallen (Laborprüfungen, klinische Bewertungen, technische Dokumentation nach MDR-Standard etc.). Kein chinesischer Hersteller übernimmt das mal eben so für dich, schon gar nicht bei kleineren Bestellmengen. Wenn doch, wird er meist selbst als Hersteller eingetragen, und du bist nur der Händler.
Umfassende technische Dokumentation und Nachweispflichten
Für Medizinprodukte muss eine Technische Dokumentation nach MDR erstellt werden, die weit über das hinausgeht, was normale Produkte erfordern. Klinische Daten, Post-Market-Überwachungskonzepte, Risikoanalysen, Gebrauchstauglichkeitsberichte – die Liste ist lang. Große Hersteller haben ganze Abteilungen dafür. Für einen kleinen Shop-Betreiber ist das praktisch unmöglich selbst zu stemmen, ohne entsprechendes Experten-Team. Zudem braucht ein Hersteller oft ein zertifiziertes Qualitätsmanagementsystem (ISO 13485), und auch Händler haben nach MDR bestimmte Pflichten (z.B. müssen sie überprüfen, dass CE und DoC vorhanden sind und ggf. eine UDI – Unique Device Identifier – Kennzeichnung vorhanden ist).
Hohe Haftung und laufende Verantwortung
Sobald du als Hersteller/Importeur eines Medizinprodukts giltst, haftest du für jedes gesundheitliche Risiko, das davon ausgeht. Die Behörden kontrollieren hier besonders streng, weil es um die Gesundheit von Menschen geht. Außerdem müssen Hersteller jährlich Berichte und teils Audits durchführen lassen (Stichwort: Post-Market Surveillance, Vigilanz). Das kostet laufend Geld. Ein Beispiel: Bestimmte Medizinprodukte müssen jährlich von externen Gutachtern geprüft werden – wenn du das Know-how nicht selbst hast, wird es teuer.
Kein schneller Profit
Auch wenn die Verkaufspreise von Medizinprodukten hoch erscheinen – diese Preise enthalten die Marge für Zwischenhändler, Apotheken, Ärzte etc. Im Online-Shop fehlen viele dieser Stufen, aber du hast die hohen Einstiegskosten, die du erst mal reinholen musst. Die Anlaufkosten und der regulatorische Aufwand fressen die Marge auf, außer du erreichst riesige Absatzmengen. Für ein kleines oder mittleres E-Commerce-Business ist das wirtschaftlich selten attraktiv. Daher unser Rat (so hart es klingt): Finger weg von Medizinprodukten, es sei denn, du bist bereit, in ein eigenes Medtech-Startup zu investieren mit allem Drum und Dran.
Trügerische „Grauware“ und Zweckentfremdung
Manche Händler denken, sie könnten den Aufwand umgehen, indem sie die Produkte nicht als „Medizinprodukt“ deklarieren. Beispiel: Ein Lasergerät zur Hautbehandlung könnte man einfach als „Kosmetik-Gadget“ verkaufen. Doch Vorsicht: Die Zweckbestimmung bestimmt den Rechtsrahmen. Sollte dein Marketing oder auch nur die Aufmachung des Produkts einen medizinischen Nutzen suggerieren, fällt es unter die MDR. Ein Beispiel aus der Rechtsprechung: Während der Corona-Pandemie wurden Stoffmasken verkauft; wenn ein Anbieter seine Maske bewusst im medizinischen Kontext beworben hätte („schützt vor Viren wie ein medizinisches Produkt“), wäre sie rechtlich als Medizinprodukt eingestuft worden – in einem entschiedenen Fall hat der Hersteller das vermieden und daher war es kein Medizinprodukt. Heißt für dich: Achte peinlich genau auf deine Produktbeschreibungen und Claims. Versprich keine Heilwirkungen, nenne es nicht „für medizinische Zwecke geeignet“ etc., wenn du nicht in den MDR-Bereich rutschen willst. Und bei gewissen Produktarten (z.B. Infrarotlampen, Massagegeräte) ist die Abgrenzung schwierig – hier lieber rechtlichen Rat einholen.
Welche Alternativen gibt es für Shopbetreiber? Du möchtest im Health/Wellness-Sektor verkaufen, aber ohne MDR-Ballast? Einige Strategien:
Bleib im „Lifestyle“-Bereich: Verkaufe Produkte, die zwar im weiteren Sinne Gesundheit fördern, aber keine medizinischen Geräte sind. Z.B. statt einem geprüften Blutzuckermessgerät (Medizinprodukt Klasse IIa) könntest du ein Smart-Fitnessarmband verkaufen (kein Medizinprodukt, aber Lifestyle/Gesundheits-Gadget). Natürlich müssen auch diese Produkte sicher und konform sein (CE etc.), aber sie sind rechtlich viel einfacher handzuhaben.
Private Label bestehender Medizinprodukte: Wenn du unbedingt ein Medizinprodukt anbieten willst, denke über Kooperation mit einem bestehenden Hersteller nach. Manche Firmen bieten sogenannte „White Label“-Lösungen an, wo das Produkt schon zertifiziert ist und du es nur mit deinem Logo versehen darfst. Du wärst dann formal Händler, nicht Hersteller, und der Hersteller bleibt verantwortlich. Beachte aber, dass selbst Händler laut MDR gewisse Prüfpflichten haben – ein Spaziergang ist es nicht, aber einfacher als selbst Hersteller zu werden.
Lieber Nischen meiden: Es gibt Kategorien, die ähnlich heikel sind wie Medizinprodukte, z.B. gewisse Kosmetika (die brauchen Sicherheitsgutachten und Meldungen) oder Nahrungsergänzungsmittel (gesundheitsbezogene Angaben sind streng reguliert). Hier lohnt es sich abzuwägen, ob es nicht andere, weniger regulierte Produktkategorien gibt, in denen du mit deinem Marketinggeschick erfolgreich sein kannst, ohne derart hohe Hürden. Oft sind es ja die „Geheimtipps“ abseits der umkämpften Gesundheitsbranche, die profitabel laufen.
Expertenrat einholen: Wenn du trotzdem der Meinung bist, ein bestimmtes heikles Produkt lohnt sich für dich, sprich unbedingt mit Experten, bevor du loslegst. Das können Fachanwälte, Beratungsfirmen oder erfahrene Händler sein, die diesen Weg gegangen sind. Lerne aus ihren Fehlern und Erfolgen. Vielleicht findest du heraus, dass es doch einen gangbaren Weg gibt – oder du bestätigst deine Zweifel und lässt es lieber sein.
Abschließend unser klarer Rat: Lass als Dropshipping-Händler die Finger von Medizinprodukten, solange du nicht genau weißt, was du tust. Die großen Hersteller dominieren diesen Markt nicht ohne Grund – die Einstiegshürden sind enorm, um Verbraucher zu schützen. Konzentriere dich lieber auf Produkte, bei denen du mit vertretbarem Aufwand alle Compliance-Anforderungen erfüllen kannst. Dein Schlaf und dein Bankkonto werden es dir danken.
(Auch hier gilt: Wenn du dir unsicher bist, ob ein Produkt in diese Kategorie fällt oder wie du es konform in Verkehr bringen kannst, melde dich gerne bei uns zu einem kostenlosen Erstgespräch. Wir haben Erfahrung mit zahlreichen Produktkategorien und können dir ehrlich sagen, worauf du dich einlässt.)
Umgang mit riskanten Produkten – Exit-Strategien und rechtliche Absicherung
Was tun, wenn du bereits ein riskantes Produkt verkaufst und nun feststellst, dass es problematisch ist? Oder wenn du befürchtest, dass dir eine Abmahnung oder Behördenschreiben ins Haus stehen könnte? Keine Panik: Es gibt Strategien, um da wieder herauszukommen, ohne gleich den ganzen Shop aufzugeben.
Zunächst solltest du ehrlich analysieren, worin das Risiko besteht:
IP-Risiko (Marke/Design): Verkauft dein Shop möglicherweise ein Plagiat oder einen Artikel mit geschütztem Logo? Dann ist Eile geboten. Die beste Exit-Strategie hier: Sofort den Verkauf stoppen. Nimm das Produkt offline, auch wenn es sich gut verkauft hat – jeder weitere Verkauf erhöht potenziell den Schadenersatz. Prüfe deinen Lagerbestand: Ideal wäre, wenn du die Ware an den Lieferanten zurückgeben oder umtauschen kannst (oft schwierig). Wenn nicht, entscheide ob du sie anderweitig abverkaufst (vielleicht im Nicht-EU-Ausland?) oder vernichtest, um Ärger zu vermeiden. Falls bereits eine Abmahnung da ist, halte dich an die Vorgaben des gegnerischen Anwalts (z.B. Abgabe einer Unterlassungserklärung nach anwaltlicher Prüfung, nicht ungeprüft!). Versuch keinesfalls, das Produkt unter einem leicht veränderten Namen weiter zu verkaufen – die Abmahner beobachten das genau. Langfristig: Lerne aus dem Fehler und setze zukünftig auf eigenständige, unbedenkliche Produkte.
Compliance-Risiko (fehlende Zertifikate/Doku): Hier ist das Produkt an sich nicht illegal oder kopiert, aber es fehlen Nachweise. Beispiel: Du stellst fest, dein Elektronik-Gadget hat zwar ein CE-Zeichen, aber du hast keine Prüfberichte oder die Anleitung fehlt. Erster Schritt: temporär den Verkauf aussetzen, bis das geklärt ist. Dann versuche, die fehlenden Unterlagen zu beschaffen. Kontaktiere den Hersteller und fordere die Konformitätserklärung, Labortests etc. an. Fehlt etwas Essenzielles (z.B. EMV-Test), kannst du überlegen, es auf eigene Kosten prüfen zu lassen – es gibt Labore, die Tests für Einzelimporte durchführen. Das lohnt sich, wenn das Produkt ansonsten ein Renner ist. Falls das nicht machbar ist, musst du entscheiden, ob du das Produkt auslaufen lässt. Oft ist es besser, kurzzeitig Umsatz zu verzichten als langfristig ein Damoklesschwert über dem Shop hängen zu haben. Kommunikation mit Behörden: Solltest du bereits Post von der Marktüberwachung haben, reagiere fristgerecht und kooperativ. Zeige, dass du gewillt bist nachzubessern (z.B. "Anleitung wird innerhalb 2 Wochen nachgeliefert, Tests wurden beauftragt"). Damit lässt sich manches Verfahren abmildern. Ignorieren wäre fatal – dann greifen sie durch.
Sicherheitsrisiko (Produktfehler): Wenn sich herausstellt, ein Produkt von dir ist gefährlich (Brandfall, Verletzungsgefahr), etwa durch Kundenbeschwerden oder eigene Tests, dann zögere nicht: Stop Sale! Kunden informieren (Rückrufaktion organisieren, wenn nötig). Es ist ärgerlich, aber langfristig besser als ein Personenschaden mit nachfolgender Haftungsklage. Du kannst eventuell vom Hersteller Regress fordern, doch das ist bei ausländischen Lieferanten schwierig. Wichtig ist, dass du Verantwortung übernimmst – das wird auch von Behörden mildernd berücksichtigt.
Die passende Rechtsform wählen
Wenn du noch als Einzelunternehmer (Einzelkaufmann) oder GbR unterwegs bist, haftest du unbeschränkt mit deinem Privatvermögen. In riskanten Branchen wie dem Produktimport kann das im Ernstfall bedeuten, dass Haus und Hof gefährdet sind. Überlege daher, eine Kapitalgesellschaft (z.B. GmbH oder haftungsbeschränkte Unternehmergesellschaft) zu gründen. Eine GmbH schützt dein persönliches Vermögen, da die Haftung im Regelfall auf das Gesellschaftsvermögen beschränkt ist. Im Worst Case geht die Firma pleite, aber private Ersparnisse bleiben verschont. Natürlich ist eine GmbH-Gründung mit Aufwand und Kosten verbunden (Stammkapital, Buchführungspflichten), aber sie bietet nicht nur Haftungsschutz, sondern wirkt auch auf Partner und Behörden professioneller. Beachte: Als Geschäftsführer einer GmbH bist du zwar weitgehend geschützt, kannst aber bei grober Fahrlässigkeit oder Gesetzesverstößen immer noch persönlich belangt werden. Das heißt, du darfst dich trotz GmbH nicht in falscher Sicherheit wiegen. Aber für normale unternehmerische Risiken ist die GmbH ein sehr sinnvoller Schutzschirm.
Versicherungen prüfen
Eine Betriebshaftpflichtversicherung speziell für Produkthaftung kann ein Lebensretter sein, wenn doch mal ein Schaden durch dein Produkt entsteht. Diese Versicherungen zahlen, wenn z.B. ein Kunde durch dein Produkt zu Schaden kommt und Schadensersatz fordert. Achte darauf, dass Import und Produkthaftung abgedeckt sind – das ist nicht in jeder Standard-Haftpflicht automatisch drin. Ebenso gibt es Rechtsschutzversicherungen für Gewerbe, die zumindest die Kosten für Abmahnungsverteidigung oder Gerichtsverfahren abfedern können. Kalkuliere diese Policen in deine Fixkosten ein; sie sind Teil eines soliden Risikomanagements.
Professionalisierung und Beratung nutzen
Je größer dein Business wird, desto eher solltest du dir feste Prozesse für Produkttests, Compliance-Checks und Rechtsprüfung gönnen. Zum Beispiel: Jeder neue Lieferant muss ein Onboarding mit Dokumentencheck durchlaufen (Zertifikatsprüfung etc.). Mache das zur Routine, dann schläft man besser. Man kann auch externe Dienstleister oder Agenturen einbinden, die auf Produktcompliance spezialisiert sind – genau solche Services bieten wir mit unserem Team an. Der Vorteil ist, dass Experten schneller Schwachstellen erkennen und man so proaktiv handeln kann, bevor das Produkt online geht.
Exit bedeutet auch Neuanfang
Wenn du beschlossen hast, ein riskantes Produkt aus dem Sortiment zu nehmen, sieh es positiv: Du hast etwas gelernt und kannst dich nun auf sicherere und vermutlich stressfreiere Produkte fokussieren. Gerade Dropshipping bietet ja die Flexibilität, das Sortiment anzupassen und neue Trends auszuprobieren – beim nächsten Mal eben mit dem erlernten Blick für mögliche Risiken.
Zum Schluss: Scheue dich nicht, Hilfe zu suchen. Viele erfolgreiche Händler haben anfänglich Fehler gemacht. Entscheidend ist, daraus zu lernen und im Zweifel den Rat von Fachleuten anzunehmen. Unser Team steht jederzeit für ein unverbindliches Beratungsgespräch bereit, falls du überlegst, wie du mit einer schwierigen Situation umgehen sollst oder generell deine Import-Strategie safer gestalten kannst. Wir verkaufen dir nichts, was du nicht brauchst – unser Ziel ist, dass in unserer E-Commerce-Community alle mit sicheren, konformen Produkten erfolgreich sein können.