China Einkauf vs. EU Einkauf
E-Commerce-Händler stehen häufig vor der Frage: Setze ich beim Wareneinkauf auf Lieferanten aus China oder aus der EU? Während China oft mit günstigen Stückkosten und individuellen Branding-Möglichkeiten lockt, punkten europäische Lieferanten mit kurzen Lieferzeiten, einfacher Kommunikation und geringerem rechtlichen Risiko. In diesem Ratgeber beleuchten wir neue, praxisrelevante Aspekte dieses Themas – von aktuellen Beschaffungstrends (Stichwort Nearshoring) über Kostenentwicklungen bis hin zu Nachhaltigkeitskriterien, nützlichen Tools und rechtlichen Fallstricken. Ziel ist es, Shop-Betreibern eine fundierte Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, die das Thema „China-Einkauf vs. EU-Einkauf“ aus heutiger Sicht umfassend beleuchtet.
Kostenfaktoren: Produktion und Logistik – China vs. EU
Obwohl strategische Überlegungen an Bedeutung gewinnen, bleiben die Kosten ein zentrales Kriterium. Hier hat sich einiges getan. Die Frachtkosten für Transporte aus China waren in den vergangenen Jahren extremen Schwankungen unterworfen. Während der Pandemie schossen die Containerpreise zeitweise auf Rekordniveau (September 2021 über 10.000 US$ für einen 40-Fuß-Container) und normalisierten sich bis Sommer 2023 wieder auf fast Vor-Corona-Level. Im Oktober 2023 wurde auf der Route Shanghai–Rotterdam mit rund 1.000 US$ pro Container sogar ein mehrjähriges Tief erreicht. Doch geopolitische Krisen können die Frachtraten schnell erneut in die Höhe treiben: Anfang 2024 führte z.B. die Unsicherheit im Roten Meer zu einem Verdreifachen der Asien-Europa-Raten auf ~5.000 US$, und bis Juli 2024 stieg der Preis Shanghai–Rotterdam wieder auf etwa 8.200 US$ pro Container. Diese Volatilität bedeutet für Händler: Der im China-Einkauf oft eingeplante Kostenvorteil kann durch höhere Frachtkosten zeitweise schrumpfen oder sogar kippen.
Bei den Produktionskosten selbst hat China traditionell die Nase vorn – und jüngste Entwicklungen haben den Preisabstand tendenziell wieder vergrößert. Viele chinesische Hersteller fahren derzeit eine offensive Niedrigpreisstrategie: Die Exportpreise aus China sind pro Produkteinheit um bis zu 15 % gefallen, während vergleichbare Preise europäischer Hersteller stabil bleiben oder sogar steigen. Zusätzlich wurde der chinesische Yuan in den letzten fünf Jahren real um etwa 20 % gegenüber dem Euro abgewertet, was chinesische Waren auf dem EU-Markt noch günstiger macht. Für europäische Produzenten hingegen steigen durch Inflation und hohe Energiekosten vielerorts die Herstellungskosten weiter. Die Konsequenz: Importwaren aus China können preislich oft (noch) attraktiver angeboten werden als EU-Ware, was europäischen Anbietern Marktanteile abjagt. Für den Händler bedeutet dies zwar bessere Einkaufspreise in China, jedoch sollte er einkalkulieren, dass chinesische Anbieter teils nur durch enorme Produktionsmengen und geringe Margen so günstig liefern können. Kleinere Bestellungen sind dort oft relativ teurer. Umgekehrt können in Europa beschaffte Produkte höhere Stückkosten haben, aber andere Aufwände (z.B. Fracht, Zoll, Ausfallrisiken) reduzieren. Eine Gesamtkalkulation unter Berücksichtigung aller Kostenfaktoren – vom Wareneinstand über Transport/Zoll bis zu eventuellen Retourenquoten – ist daher essenziell beim Vergleich China vs. EU.
Lieferantenauswahl: Transparenz, Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit
Neben Preis und Risiko rücken „weiche“ Faktoren in den Vordergrund, wenn es um die Lieferantenauswahl geht. An erster Stelle steht dabei die Transparenz der Lieferkette. Verbraucher, Investoren und Behörden verlangen heute genauere Informationen darüber, wo und wie Produkte hergestellt werden. Gerade bei komplexen globalen Lieferketten ist es schwierig, jederzeit den Überblick zu behalten – aber unabdingbar, um Skandale und Qualitätsprobleme zu vermeiden. Europäische Lieferanten unterliegen ähnlichen Normen und Sozialstandards wie man selbst, was die Zusammenarbeit oft transparenter macht. Bei einem Hersteller in China hingegen ist es für einen KMU-Händler deutlich aufwendiger, Einblick in Arbeitsbedingungen, Vorlieferanten oder eingesetzte Materialien zu erhalten. Seit 2023 verpflichtet sogar ein deutsches Gesetz (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) große Unternehmen, ihre Zulieferer – auch in China – auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards zu überprüfen. Diese Entwicklung strahlt perspektivisch auch auf kleinere Händler ab. Ein Lieferant, der bereitwillig Zertifikate, Audit-Berichte und Herkunftsnachweise offenlegt, ist heute klar im Vorteil. Wer in puncto Transparenz mauert, könnte zum Risiko für Ihren Shop werden.
Nachhaltigkeit ist eng mit Transparenz verknüpft und wird ebenfalls zum strategischen Kriterium. Viele Konsumenten legen Wert auf umweltfreundliche Produkte und eine ethisch einwandfreie Herstellung. Die EU verschärft laufend die Vorgaben – von CO₂-Grenzwerten bis zur Vermeidung von Konfliktrohstoffen – und diskutiert Carbon Border Taxes, die CO₂-intensive Importe verteuern würden. Regionale Beschaffung kann hier Pluspunkte sammeln: Kürzere Transportwege bedeuten geringeren CO₂-Ausstoß, und europäische Produzenten müssen strenge Umweltauflagen einhalten. Allerdings holt China in Sachen Nachhaltigkeit auf; beispielsweise investieren viele Fabriken in erneuerbare Energie und bessere Arbeitsbedingungen. Doch solange etwa ein Großteil des chinesischen Strommix aus Kohle besteht, bleibt der ökologische Fußabdruck eines per Seefracht importierten Produkts meist schlechter als bei einem EU-Produkt. Händler sollten Nachhaltigkeit daher als Entscheidungsfaktor nicht ignorieren – zumal sie für „grüne“ Markenkommunikation immer wichtiger wird und künftige Generationen von Vorschriften (Stichwort Lieferkettengesetz auf EU-Ebene) dies einfordern.
Schließlich spielt die Skalierbarkeit eine praktische Rolle: Wie gut kann mein Lieferant mit meinem Wachstum Schritt halten? Hier haben chinesische Hersteller oft einen Vorteil in der Masse – die „Fabrik der Welt“ kann meist problemlos tausende Einheiten zusätzlich produzieren, wenn ein Produkt einschlägt. Große Produktionsparks und flexible Arbeitskräfte ermöglichen es, hohe Volumina in kurzer Zeit zu realisieren. Allerdings: Für kleinere Bestellmengen oder Spezialanfertigungen sind viele chinesische Fabriken weniger interessiert oder verlangen hohe Mindestabnahmen. Europäische Lieferanten sind häufig eher bereit, in kleineren Chargen zu produzieren und eng mit dem Händler Produktoptimierungen umzusetzen – stoßen aber bei rapide steigendem Volumen irgendwann an Kapazitätsgrenzen. Wichtig ist also, das eigene Wachstumsszenario zu kennen. Wer in kurzer Zeit von 500 auf 5.000 Stück/Monat skalieren will, wird diese Mengen ggf. nur in China zuverlässig beziehen können. Wer dagegen Wert auf agile Produktanpassungen und Just-in-Time-Lieferung legt, fährt mit einem EU-Partner besser. Ein diversifizierter Ansatz kann auch hier sinnvoll sein: Eine Kombination aus einem europäischen Zweitlieferanten zur Absicherung und einem Hauptlieferanten in Asien für die kosteneffiziente Massenproduktion schafft Resilienz.
Tools und Plattformen für Beschaffung, Qualitätssicherung und Logistik
Für Händler, die Produkte aus China beziehen, ist es entscheidend, den Überblick über Lieferanten, Qualität und Logistik zu behalten. Genau hier setzt Procware an: Wir sind eine Beschaffungsplattform, die E-Commerce-Händlern den gesamten Einkaufsprozess aus China erleichtert – von der Lieferantensuche über Preisverhandlungen und Qualitätskontrolle bis hin zur Organisation von Transport und Verzollung. Procware bündelt alle Schritte in einer Plattform und sorgt so für mehr Transparenz, Sicherheit und Effizienz im Importprozess.
Unsere Nutzer profitieren von geprüften Herstellern, klaren Abläufen und einer automatisierten Dokumentation aller Schritte. Damit entfällt der Aufwand, eigenständig nach Fabriken zu suchen oder komplexe Importvorgänge zu koordinieren. Durch die enge Zusammenarbeit mit Produktionspartnern in China und Logistikdienstleistern in Europa ermöglicht Procware eine schnelle, kosteneffiziente und rechtssichere Beschaffung – perfekt abgestimmt auf die Anforderungen moderner Onlinehändler.
Rechtliche Fallstricke beim Import aus China vs. EU-Beschaffung
Last but not least: die rechtlichen Rahmenbedingungen, die je nach Herkunft der Ware stark variieren. Wenn Sie innerhalb der EU einkaufen, sind Produkthaftung und Normenkonformität größtenteils bereits vom Hersteller oder Distributor abgedeckt. Importieren Sie hingegen Ware direkt aus China, werden Sie juristisch zum „Inverkehrbringer“ bzw. Importeur – mit weitreichenden Pflichten und Haftungsrisiken. So verlangt das EU-Produktsicherheitsrecht, dass der Importeur im Grunde dieselben Verantwortlichkeiten trägt wie ein Hersteller. Er muss sicherstellen, dass das Produkt allen einschlägigen EU-Richtlinien entspricht (etwa elektrische Sicherheit, Chemikalienrecht, etc.), dass es korrekt gekennzeichnet ist (inklusive CE-Kennzeichnung, falls vorgeschrieben) und dass erforderliche Konformitätserklärungen und technische Unterlagen vorliegen. Der Importeur muss sogar seine Kontaktdaten auf dem Produkt oder der Verpackung anbringen, um als Verantwortlicher identifizierbar zu sein. Kommt es zu einem Sicherheitsproblem, ist er in der Pflicht, die Behörden zu informieren und ggf. Rückrufe zu organisieren. Wichtig zu wissen: Für durch Produktfehler verursachte Schäden haftet der Importeur verschuldensunabhängig – genau wie ein Hersteller. Das heißt, selbst ohne eigenes Verschulden können Schadenersatzansprüche auf Sie zukommen, wenn z.B. ein in China bezogenes Elektrogerät beim Endkunden einen Brand verursacht.
Ein zentrales Thema ist die CE-Kennzeichnung. Zahlreiche Produktkategorien (von Spielzeug über Elektrogeräte bis Kosmetik) dürfen in Europa nur verkauft werden, wenn sie den geltenden Normen entsprechen und ein gültiges CE-Zeichen tragen. Beim Kauf vom europäischen Hersteller können Händler meist darauf vertrauen, dass Zertifizierungen vorliegen – allerdings ist Vorsicht geboten, wenn der EU-Lieferant seinerseits aus China importiert hat. Beim Direktimport aus China müssen Sie selbst dafür sorgen, dass alle notwendigen Prüfungen erfolgt sind. Fordern Sie vom Hersteller Prüfberichte und Konformitätserklärungen an und lassen Sie sich Zertifikate (z.B. TÜV/GS, RoHS, REACH) vorlegen. Denken Sie daran: Als Importeur im europäischen Wirtschaftsraum obliegt es Ihnen, die CE-Kennzeichnung anzubringen bzw. ihre Berechtigung zu gewährleisten. Verlassen Sie sich nicht blind auf zugesicherte „CE-Compliance“ eines unbekannten Lieferanten – Fälschungen und ungültige Zertifikate kommen leider vor. Im Zweifel ziehen Sie eine unabhängige Teststelle hinzu. Die Kosten hierfür sind oft gut investiert, um Bußgelder oder Vertriebsverbote zu vermeiden.
Über die Produktsicherheit hinaus lauern weitere rechtliche Fallstricke beim Import. Ein großes Stichwort ist die Erweiterte Herstellerverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR). Dahinter verbergen sich Umweltauflagen, die denjenigen treffen, der ein Produkt erstmals in der EU in Verkehr bringt – also typischerweise den Importeur. Dazu zählen unter anderem die Verpflichtungen aus dem Elektrogesetz (WEEE-Richtlinie), dem Batteriegesetz und dem Verpackungsgesetz. Konkret muss ein Direktimporteur z.B. elektrische Geräte bei der Stiftung EAR registrieren und Altgeräte zurücknehmen, Batterien über ein entsprechendes System entsorgen und Produktverpackungen bei einem Dualen System lizenzieren – inklusive Registrierung im zentralen Verpackungsregister LUCID. Diese Pflichten gelten in jedem EU-Land, teilweise mit unterschiedlichen Ausgestaltungen, sind jedoch inzwischen von Online-Marktplätzen streng eingefordert (Amazon & Co. sperren Händler ohne entsprechende Nachweise). Als Importeur sind Sie gesetzlich verpflichtet, all diese EPR-Vorgaben einzuhalten. Beim Bezug von einem EU-Großhändler hingegen hat dieser die Rolle des „Herstellers“ bereits übernommen und in der Regel die Registrierungen erledigt – das vereinfacht Ihren Alltag erheblich.
Schließlich sollten Händler beim China-Einkauf auf gewerbliche Schutzrechte und Verträge achten. Produkte, die verdächtig günstig sind, könnten Plagiate sein – hier drohen Markenschutz-Abmahnungen und vom Zoll beschlagnahmte Ware. Prüfen Sie bei OEM-Produkten, ob Designs oder Texte wirklich originär sind, um keine Urheberrechte Dritter zu verletzen. Regeln Sie im Kaufvertrag eindeutig das anwendbare Recht und den Gerichtsstand; ohne solche Klauseln ist die Durchsetzung von Gewährleistungsansprüchen im Streitfall schwierig. In der EU ist die Kommunikation und Rechtedurchsetzung tendenziell einfacher – Sie können bei Problemen den Lieferanten eher haftbar machen oder Ersatz verlangen. Diese „weichen“ Faktoren wie Vertrauensaufbau, Kommunikation und Rechtssicherheit sind schwer in Zahlen zu fassen, sollten aber in Ihrer Entscheidungsfindung „China vs. EU“ berücksichtigt werden.
Fazit: strategisch abwägen und flexibel bleiben
Die optimale Beschaffungsstrategie hängt von Ihrer individuellen Situation ab – Pauschallösungen gibt es nicht. China-Einkauf vs. EU-Einkauf ist kein „Entweder-oder“ mehr, sondern ein ständiges Abwägen verschiedener Kriterien. China bietet nach wie vor enorme Kostenvorteile und Skaleneffekte, während Europa mit schnellerer Lieferbarkeit, geringerem Risiko und Nachhaltigkeit punktet. Aktuelle Trends zeigen, dass viele Händler auf ein hybrides Modell setzen: kritische oder sperrige Artikel aus Europa, margenstarke Massenprodukte aus Asien. Mit Plattformen wie Procware können Händler heute jedoch sicher und effizient aus China einkaufen – inklusive Qualitätskontrolle, rechtssicherer Abwicklung und optimierter Logistik. Wer seine Lieferkette aktiv managt und auf Transparenz sowie Flexibilität setzt, wird langfristig die besten Einkaufsvorteile erzielen – egal ob die Ware aus Guangdong oder Gütersloh kommt.